Allgemeines
Die Sinnhaftigkeit einer Blutentnahme zu vermitteln fällt vor allem bei sehr kleinen Patienten schwer. Die Aufklärung und das Einverständnis der Mutter/Bezugsperson und deren aktive Mitarbeit - auch bei einer möglicherweise gegen den Willen des Kindes durchgeführten Blutentnahme - sind unerlässlich.
Eine schmerzfreie Blutentnahme ist in aller Regel nicht möglich. Das Kind sollte aufrichtig darauf vorbereitet werden, daß der Nadelstich schmerzhaft aber auszuhalten ist und - je besser die Mitarbeit oder Duldung durch das Kind - kurzes Lob und Bestätigung des Kindes nach erfolgter Blutentnahme sind wichtig.
Bei Neugeborenen und Säuglingen erfolgt die Entnahme meist in Rückenlage, bei Kleinkindern meist auf dem Schoß der Mutter, bei älteren einsichtigen Kindern kann die Blutentnahme häufig im Sitzen durchgeführt werden, bei großer Abwehr der Kinder ist jedoch das Liegen auf dem Rücken die günstigere Lage, da hier die Extremitäten besser ruhig gestellt werden können.
Da das Blutvolumen von Kindern, vor allem von Neugeborenen und Frühchen gering ist, muss natürlich mit minimalen Mengen gearbeitet werden. Die Abnahme kann normalerweise nicht mit starren Nadeln durchgeführt werden. Ein geschlossenes Blutentnahmesystem ist aus Hygienegründen zu empfehlen.
Blutkontakt - vor allem bei bestehenden Hautdefekten - und Stichverletzungen mit Kinderblut ist genauso wie bei Erwachsenen mit einem Infektionsrisiko verbunden. Neben Desinfektion und ggf. Ausbluten lassen mit nachfolgender Desinfektion schließt sich an den Blutkontakt bzw. die Stichverletzung eine betriebsärztliche Untersuchung auf HIV, HBV und HCV an.
Arterielle Blutentnahmen sind beim Kind (Ausnahme Blutgase) selten indiziert und sollten nur vom erfahrenen Arzt durchgeführt werden.
Bei kleinen Kindern und geringer benötigter Blutmenge wird meist Kapillarblut verwandt.
Vergleichende Untersuchungen von venösem Blut und Kapillarblut bei Kindern liegen nicht vor, rückschließend von Erwachsenenuntersuchungen ist mit vergleichbaren Werten bei Kalium Phosphat, Harnstoff, Glucose zu rechnen, Eiweiß, Bilirubin, Calcium, Natrium liegen im Kapillarblut eher niedriger, keine wesentliche Unterschiede sind bekannt für CRP, Cholesterin/Lipoproteine und Schilddrüsenwerte.
Bei Neugeborenen kann man in den ersten beiden Wochen bei kapillärer Entnahme wegen der verstärkten Hämolysetendenz - vor allem bei großen Druck (melken) - mit falsch hohen Kalium-Werten und falschen HK-Werten rechnen.
Bei Früh- und Neugeboren und Säuglingen im ersten Lebenshalbjahr wird die Fersenpunktion bevorzugt, bei größeren Säuglingen, Kleinkindern und Schulkindern die Punktion des Fingerendglieds (Ringfinger) oder bei älteren Kindern das Ohrläppchen.
Vor der Punktion kann durch Erwärmung der Punktionsstelle (mittels warmer Tücher) ein vermehrter Blutfluss induziert werden.
Die Fersenpunktion sollte, um Knochenpunktionen des Fersenbeines auszuschließen, seitlich erfolgen, es erfolgt die Desinfektion (nach Vorbereitung des Kindes, z. B. 'Es wird kalt'). Nachdem das Desinfektionsmittel völlig getrocknet ist, wird die Ferse fixiert, Zeigefinger und Daumen kontrollieren den Staudruck. Es erfolgt die Punktion mit Sicherheitslanzette, der erste austretende Blutstropfen wird weggewischt, durch Senken und Erhöhen des Daumendruckes wird der Blutfluss reguliert und das Blut in geeigneten Gefäßen aufgefangen. Nach erfolgter Entnahme wird 1-2 Minuten mit einem sterilen Tupfer komprimiert.
Bei Kleinkindern wird die Hand des Kindes fest umschlossen, bei älteren Kindern der zu punktierende Finger zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger ('wie ein Stift') gehalten. Die Punktion erfolgt nach Desinfektion seitlich mindestens 3 mm vom Nagelbett entfernt, hier ist die Haut am wenigsten schmerzempfindlich. Nach der Punktion weiter gut festhalten und den punktierten Finger nach unten führen, dass die Punktionsstelle der tiefste Punkt ist. Blut in geeignetem Gefäß auffangen, danach mit sterilem Tupfer komprimieren.
Vorgehen (Beispiel Handrückenentnahme):
Bei Früh- und Neugeborenen kann mit einem umgreifenden Faustschluss die Extremität gleichzeitig fixiert, die Vene gespannt und gestaut werden. Nach Hautdesinfektion (ankündigen, z. B. 'es wird jetzt kalt') und vollständiger Trocknung des Desinfektionsmittels kann die Punktion erfolgen.
Bei lebhaften Säuglingen und Kleinkindern sollte eine Hilfsperson den Unterarm des Kindes umgreifen und damit fixieren und stauen, die zweite Hand der Hilfsperson umschließt die Finger des Kindes und fixiert durch leichten Zug die Vene, es erfolgt die Punktion, danach wird die Einstichstelle mit einem Tupfers abgedrückt und mittels eines Pflasters ein 'Minidruckverband' angelegt.