Allgemeines
Optimierung der Diagnostik von Typ l-Allergien durch rekombinante Allergene:
Der Einsatz rekombinanter Allergene ergänzt konventionelle Verfahren und ermöglicht darüber hinaus eine gezielte Auswahl geeigneter Therapieformen. Gegenüber Extrakten zum Nachweis von spezifischem IgE weisen rekombinant hergestellte Aller¬genkomponenten folgende Vorteile auf:
¿ Erkennung einer speziesspezifischen Sensibilisierung
¿ Identifizierung der für eine spezifische Immuntherapie (SIT) geeignete Patienten
¿ Abklärung bei Nahrungsmittelallergie nach Screening mit Extrakten bzw. Hauttestung
¿ Erkennung einer Sensibilisierung, die mit einer erhöhten Anaphylaxiebereitschaft einhergeht
¿ Identifizierung in Extrakten unterrepräsentierter Nahrungsmittelallergene
¿ Differenzierung von Doppelsensibilisierungen und Kreuzreaktionen.
Wir bitten zu berücksichtigen, dass die vorgeschlagenen Bestimmungen keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Ein negatives Resultat schließt auch eine schwere Allergie nicht aus. Die Befunde sollten immer unter Berücksichtigung der klinischen Symptomatik bewertet werden. Generell gilt im Falle einer schweren Allergie Notfallset und Aufklärung über Kreuzreaktionen !
Zur Abklärung der in der Tabelle aufgeführten Fragestellungen ist die Bestimmung von spezifischem IgE gegen folgende Allergenkomponenten bzw. Extrakte weiterführend: | |||
Indikation |
Allergenkompo-nente, Extrakt |
Immuno |
Allergencharakterisierung |
Abklärung einer Pollenallergie |
rPhl p1/rPhl p5b |
g213 |
Hauptallergen Lieschgras |
vor SIT bei V.a. Lieschgrasallergie |
rPhl p1/rPhl p5b |
g213 |
Hauptallergen Lieschgras |
vor SIT bei V.a. Birkenpollenallergie |
rBet v1 |
t215 |
Hauptallergen Birke |
zur Abklärung bei Milbenallergie und vor SIT bei Milbenallergie |
rDer p1 |
d202 |
Hauptallergen der Hausstaubmilbe |
V.a. allergisch bronchopulmonale Aspergillose (ABPA) |
rAsp f4 |
m221 |
Asp f4 und Asp f6 sind hochspezifisch für Patienten mit ABPA, Patienten mit allergischem Asthma weisen keine Sensibilisierung gegen Asp f4 und Asp f6 auf. |
Screening bei V.a. Apfelallergie |
rMal d1 |
f434 |
Bet v 1-homologes Apfelprotein Lipid-Transfer-Protein (LTP) |
Screening bei V.a. Sojaallergie |
Sojaextrakt |
f14 |
|
Abklärung bei Sojaallergie |
rGly m4 |
f353 |
Bet v 1- homologes Sojaprotein |
Screening bei V.a. Fisch- und Meeresfrüchteallergie |
rGad c1 |
f426 |
Hauptallergen in Kabeljau, Kreuzreaktion Fisch |
Abklärung bei Erdnussallergie |
rAra h1 |
f422 |
Speicherprotein der Erdnuss |
Abklärung bei Hühnereiweißallergie |
Hühnereiweißextrakt |
f1 |
|
Abklärung bei Milcheiweißallergie |
Milcheiweißextrakt |
f2 |
|
V. a. anstrengungsabhängige Anaphylaxie bei Weizenallergie (WDEIA) |
rTri a19 |
f416 |
Weizenallergen Omega-5-Gliadin |
Screening Biene/Wespen Allergie |
Extrakt |
i1 |
Bienengift |
Doppelsensibilisierung versus Kreuzreaktion Biene/Wespe vor Beginn einer SIT |
rApi m1 |
i208 |
Bienengift Phospholipase A2 |
unklare nahrungsmittelinduzierte Anaphylaxie bei Erwachsenen (bei Kindern zusätzlich: Milcheiweiß f1, Hühnereiweiß f2, Walnuss f256, ggf. weitere Allergene) |
Extrakt Erdnuss |
f13 |
weitere Diff. siehe Erdnussallergie |
Folgende Auflistung soll der Einschätzung des Befundes dienen: | ||||
Spezifisches IgE |
Klinische |
Therapie- |
zu beachten |
Weitere Abklärung |
Phl p1/Phlp 5b (Gräserpollen Markerallergene) |
speziesspezifisch, Major-Allergene, klinisch z.B. Pollinosis, Asthma. |
Lässt sich IgE z.B. gegen Phl p 1/Phl p 5 und/oder Bet v1 nachweisen, ist dies ein Hinweis auf eine spezifische Sensibilisierung, bei der eine SIT erfolgversprechend ist. |
Bet v1 Markerprotein für Kreuzsensibilisierung gegen pflanzliche Nahrungsmittel: verwandte Allergene in Obst (z.B. Äpfeln), Karotten, Soja und Nüssen |
Ara h8 |
Phl p7/Phl p12 |
hochkreuzreaktive Panallergene (Profiline, Procalcine): |
Liegt ausschließlich erhöhtes IgE gegen Kreuzallergene wie Phl p7/Phl p12 vor, ist eine SIT wenig Erfolg versprechend und daher nicht indiziert. |
Profilin und Procalcin sensibilisierte Patienten können mit verschiedensten Allergenquellen (Birke, Gräser, Kräuter, diverse Nahrungsmittel) positiv reagieren, dadurch ist die diagnostische Aussagefähigkeit der Extraktbasierten Allergiediagnostik eingeschränkt. |
f33 Melone |
Der p1 |
Spezifische IgE-Antikörper gegen Der p1 und Derp2 weisen daraufhin, dass der Patient eine originäre Milbensensibilisierung aufweist. |
Sind IgE-Antikörper gegen Der p1 und Der p2 nachweisbar, ist die SIT eine geeignete Therapieoption. |
Tropomyosine der Garnelen sind resistent gegen Hitze, es besteht eine Assoziation mit oralem Allergiesyndrom, aber auch schweren und systemischen Reaktionen. |
Pen a1 |
Bet v1-Homologe: |
häufig orales Allergiesyndrom, gekochte Produkte werden meist vertragen. Anaphylaxie möglich bei Verzehr wenig verarbeiteter Produkte, z.B. Soja, Karotte, Sellerie. |
gekochte Produkte häufig erlaubt, Erd- und Haselnuss meist in geringen Mengen möglich, Vermeidung von Soja in großen Mengen, keine Sojamilch, keine Sojaproteindrinks. |
wahrscheinlich Birkenpollen assoziiert, Kreuzallergie |
rBet v1 |
Speicherproteine: |
resisistent gegen Hitze assoziiert mit schweren Reaktionen |
strikte Vermeidung von Erdnuss,Haselnuss bzw. Soja |
Kreuzreaktionen möglich |
IgE gegen andere Spei-cherproteine |
Lipidtransfer-proteine: |
resisistent gegen Hitze assoziiert mit schweren Reaktionen, häufig bei Patienten aus der Mittelmeerregion |
strikte Vermeidung des Allergens |
Kreuzreaktion gegen verwandte Früchte und Nüsse ohne Verbindung zum Bet v1-Cluster |
IgE gegen andere LTPs |
Spezifisches IgE gegen |
Klinische Relevanz |
Therapievorschlag |
zu beachten |
Bos d8 |
Risiko auf Milch in allen Zubereitungsformen, hitzestabil |
hohes IgE: strikte Vermeidung von Kuhmilch und -produkten; |
Bei niedrigem IgE ggf. Milch-Provokation, um Toleranz gegen erhitzte Milch zu bestätigen |
Gad d1 Ovomucoid Gad d2 Ovalbumin |
Kinder mit Hühnereiweißallergie und IgE gegen Ovomucoid : oft Persistenz der Allergie auch über das Kleinkinderalter hinaus, allergische Reaktionen auch gegen gekochtes Ei bei fehlendem IgE gegen Ovomucoid oder in niedrigen Konz. nachweisbar: oft nur Symptome bei Genuss von rohem oder wenig erhitztem Ei |
bei Sensibilisierung gegen Ovomucoid. Verzicht auf Ei in allen Zubereitungsformen |
Ak gegen Ovalbumin: Risiko für Reaktionen auf Impfstoffe auf Hühnereiweiß. |
Tri a 19 |
Schwere allergische Symptome bis zur Anaphylaxie nach Verzehr von Weizen im Zusammenhang mit körperlicher Anstrengung, möglicherweise in Kombination mit Aspirin |
Meiden der Kombination von weizenhaltigen Speisen und körperlicher Anstrengung |
Bei einem Teil dieser Patienten ist lediglich IgE gegen das Weizenallergen Tri a19, nicht aber gegen Weizenextrakt (f4) nachweisbar. |
Api m 1 |
IgE gegen Api m1 liegt bei ca. 97% der Bienengiftallergiker, IgE gegen Ves v5 bei 87 % der Wespengiftallergiker vor. |
Spezifische Immuntherapie |
geeignet zur Abklärung von Kreuzreaktionen und zur Abklärung bei negativem Ergebnis der Extraktbasierten IgE |
Literatur:
¿ J. Kleine-Tebbe, J. Ackermann-Simon, et al. Molekulare Allergie-Diagnostik:Steckbrief für die Praxis. Pädiatrische Allergologie 15 1/2012
¿ ImmunoCAP Allergie-Profile ThermoSCIENTIFIC
¿ P. Schmid-Grendelmeier Rekombinante Allergene: Routinediagnostik oder Wissenschaft?. Hautarzt 2010, 61:946-953
¿ F. Ruëff , U. Jappe, B. Przybilla. Standards und Fallstricke der In-vitro-Diagnostik der Insektengiftallergie. Hautarzt 2010, 61:938-945