Allgemeines
Im Interesse Ihrer eigenen Sicherheit empfehlen wir Ihnen jeden Patienten und dessen Blutprodukte als potentiell infektiös zu betrachten und entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
Vor der Blutentnahme den Patienten mindestens 10 Minuten liegen oder zumindest sitzen lassen. Keine Entnahme aus liegenden venösen oder arteriellen Zugängen.
Blutentnahme am Arm: Faust nicht ballen bzw. öffnen und schließen ("Pumpen"), nicht klopfen. Bei Blutentnahmen zur Bestimmung des Blutalkohols keine alkoholischen Desinfektionsmittel verwenden, Punktionsstelle desinfizieren.
Blutentnahme mit möglichst großen Kanülen; beim Erwachsenen möglichst nicht enger als Nr. 12. Bei zu feinen Kanülen und bei zu starkem Ziehen am Stempel kann Hämolyse auftreten.
Vor dem Einstechen der Kanüle maximal 30 Sekunden stauen (zu lange Stauung kann bei Proteinen, Enzymen, Lipiden, Zellzahlen usw. zu falsch hohen Werten führen), nach erfolgreicher Punktion nach Möglichkeit die Stauung lösen (spätestens vor Kanülenentfernung), erforderliche Röhrchen abnehmen (Reihenfolge siehe unten).
Nach erfolgter Blutentnahme Tupfer unmittelbar oberhalb der Punktionsstelle auf die Venen auflegen, Kanüle rasch zurückziehen und danach Tupfer andrücken.
Bei zu starker Stauung kommt es zu einer Verminderung der Sauerstoffversorgung mit Laktatazidose, zu lange Stauung kann zu einer Hämokonzentration, erhöhten Proteinkonzentrationen und Fibrinolyse-Aktivierung führen.
Die Blutentnahme aus liegenden Kanülen sollte grundsätzlich vermieden werden, da es durch Rückstände von Injektionslösungen oder Medikamenten zu deutlichen Veränderungen von Laborparametern kommen kann.
Die Laboratoriumsdiagnostik wirkt heute bei der Diagnostik vieler Erkrankungen unterstützend oder wegweisend mit. Jeder Laborwert ist aber von einer Vielfalt von Stör- und Einflussgrößen abhängig, die unmittelbar auf die Wertlage und damit die Güte und Aussagekraft des Parameters einwirken. All diese Prozesse werden unter dem Schlagwort der Präanalytik zusammengefasst.
Bei Bestimmung von Laborparametern nimmt der Zeitraum für die eigentliche Analyse meist nur einen Bruchteil in Anspruch, der weitaus größere Anteil entfällt auf die Vorbereitung- und Transport-Zeit. Einfluss auf die Präanalytik nehmen patientenimmanente Faktoren und Vorbereitung des Patienten, die Probenentnahme an sich sowie die Probenbehandlung bis zur Analyse (Behandlung, Aufbewahrung, Transport und Logistik) inclusive Störfaktoren in der Probe (in vitro).
Bei der Entnahme von mehreren Blutproben sollte NIE mit dem Gerinnungsröhrchen begonnen werden. Nativröhrchen (Serumröhrchen) immer vor Röhrchen mit Additiva (EDTA, Citrat, Heparin) abnehmen. Die Röhrchen sind bis zur vorgesehenen Markierung zu füllen. Die Füllhöhe ist insbesondere bei Citrat-Blut strikt einzuhalten, um das korrekte Mischungsverhältnis Blut/Antikoagulans zu gewährleisten.
Blutentnahmeröhrchen mit Antikoagulanzienzusatz müssen sofort vorsichtig mehrmals über Kopf gemischt werden. Nicht schütteln!
Reihenfolge:
Für Glukosebestimmungen aus dem Kapillarblut das Blut mit der Kapillare aufnehmen und die gefüllte Kapillare in das Hämolysatröhrchen überführen. Gefäß verschließen und kräftig schütteln (das Blut in der Kapillare soll sich mit der vorgelegten Lösung vermischen).
Neben einem Überweisungsschein/Laborkarte mit Patientenidentifikation mit allen Parametern benötigt das Labor für eine sinnvolle Einordung der Werte Ihres Patienten folgende Daten: Entnahmezeitpunkt, Geburtsdatum, Geschlecht, je nach Fragestellung Angaben zur Schwangerschaftswoche oder Zyklustag, Gewicht, evtl. Hinweise auf Medikamente, Impfungen, Reiseanamnese, Diagnose oder Verdachtsdiagnose, ggf. mit laufender Therapie, Angaben zum Material.
Eilproben bitte gesondert verpacken (spezielle Notfalltüte) und mitgeben, für eine rasche Befundübermittlung und Rückfragen ist die Angabe von Fax- oder Telefonnummer hilfreich.
Eine eindeutige Identifikation (Patientenzuordnung und Materialkennung) ist unerlässlich. In der Regel sind Barcodes auf Schein und Material ausreichend, wobei beim Bekleben der Original-Röhrchen darauf geachtet werden sollte, dass der Inhalt des Röhrchens noch sichtbar ist. Dies ist zur Kontrolle des Füllstandes und zur Erkennung von Blutgerinnseln nötig.
Bei Stimulations- und Funktionstesten hilft neben den Barcodes die manuelle Kennzeichnung (Uhrzeit, vor/nach Gabe etc.), fehlerhafte Zuordnungen zu vermeiden.
Beim Stehenlassen gerinnt Vollblut innerhalb einer halben Stunde unter Verbrauch der Gerinnungsfaktoren/Fibrinogen und es kann Serum und Blutkuchen durch Zentrifugation gewonnen werden, bei Verwendung von Gelröhrchen so auch abgetrennt werden.
Durch Zugabe von Antikoagulantien (Citrat, EDTA, Heparin,...) wird die Gerinnung verhindert. Es bleiben die Gerinnungsfaktoren erhalten, zudem sind die Zellen (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten) für Untersuchungen zugänglich.
Auch bei Citrat/EDTA/Heparin-Blut kann durch Zentrifugation ein Blutkuchen gewonnen werden, der Überstand heißt Plasma und enthält auch Fibrinogen. Das überstehende Plasma kann abpipettiert und in ein Zweitgefäß überführt werden. Es wird für diverse Untersuchungen (Gerinnungsfaktoren bei Citratplasma, Katecholamine, ACTH,... bei EDTA-Plasma) verwendet.
Bei der Gewinnung von Serum und Plasma sollte die Temperatur in der Regel nicht unter 15°C sinken und nicht über 24°C ansteigen.
Vollblut-/Serumgelröhrchen nach der Blutentnahme 30 min stehend lagern, danach können sie zentrifugiert werden (10 Minuten bei 2000-3000 g, dies entspricht bei einer Hettich EBA 20-Zentrifuge einer Umdrehungszahl von ca. 5600 rpm. Für die Ermittlung der Umdrehungszahl bei anderen Zentrifugen bitte die Bedienungsanleitung beachten - spezifischer Rotorradius!).
Vollblut sollte, insbesondere wenn eine Kalium-Bestimmung durchgeführt werden soll, möglichst immer zentrifugiert werden, für die Analyse von Gerinnungsfaktoren muss Citratplasma sofort gewonnen und eingefroren werden, gleiches gilt für Bestimmungen aus EDTA-Plasma. Plasmen werden tiefgefroren transportiert.
In jedem Falle sollte Vollblut und Citratblut abzentrifugiert und - bei Nichtverwendung von Gelröhrchen - in ein beschriftetes Sekundärröhrchen abpipettiert werden, wenn die Lagerungs-/Transportzeit länger als 4 Stunden beträgt..
Citrat- und (sofern nötig) Heparin- und EDTA-Blut können sofort nach Abnahme zentrifugiert werden (15 min bei ca 3000 g). Speziell bei Citratblutproben ist zu beachten, daß bei der Überführung des zellfreien Plasmas in ein beschriftetes Sekundärgefäß ein Sicherheitsabstand zum Zellsediment eingehalten wird. Eine versehentliche Mitnahme von Teilen des "Buffy coat" (Leukozytenschicht auf dem Zellsediment) kann zu deutlichen Verfälschungen des Analyseergebnisses führen.
Bei allen tiefgefrorenen Proben ist am besten, pro Einzelanalyse ein eigenes beschriftetes Aliquot mitzuschicken.
Die Transportbehälter vorfrieren oder vom Abholdienst gefroren mitbringen lassen.
Zum Vorfrieren muss der Versandbehälter im Tiefkühler oder Tiefühlfach eines Kühlschrankes (ca. -20 °C) eingefroren werden. Wichtig ist, den Transportbehälter liegend ohne Styroporhülle einzufrieren.
Bitte sorgen Sie für ein vollständiges Durchfrieren der Probe (mind. -18°C), bevor Sie diese weitergeben. Erfahrungsgemäß ist im halbgefrorenen Zustand mit deutlichen Qualitätsverlusten (falsch pathologische Werte) zu rechnen. Die Probe sollte vor der Versendung getrennt vom Transportbehälter eingefroren werden und erst unmittelbar vor dem Transport in diesen gesteckt werden.
Die Weitergabe der sicher durchgefrorenen Probe erst am folgenden Tag (inklusive des Überweisungsscheines) ist als eine gute Investition in einen aussagefähigen Befund anzusehen.
Der Transportbehälter wird dann zum Schutz vor Wärme und Stoß in die Styroporhülle gesteckt.
Sofern ein Lichtschutz notwendig ist (z.B. für Bilirubin, einzelne Vitamine, Porphyrine), empfiehlt es sich, die beschriftete Probe in Alufolie einzuwickeln und auf dieser Umverpackung ein zusätzliches Etikett zur Identifizierung von Patient und Probentyp anzubringen.
Vollblut abzentrifugieren und Serum gekühlt (Kühlschrank) aufbewahren,
Citrat/EDTA/Heparin-Plasmen in Sekundärgefässen tieffrieren (-20°C), später tiefgefroren in Tiefkühlbox transportieren.
EDTA- und Heparinvollblut (z.B. für Blutbild, HLA B27-Bestimmung. Lymphozytendifferenzierung) bei Raumtemperatur zwischenlagern (Ausnahme Immunsuppressiva-Spiegel: hier EDTA-Vollblut im Kühlschrank lagern)
In Einzelfällen kann ein davon abweichendes Vorgehen notwendig sein (Untersuchungsprogramm beachten).