Allgemeines
Die Ehrlichiose wird durch kokkoide gramnegative Ehrlichia-Bakterien aus der Familie der Rickettsien verursacht. Die Übertragung geschieht durch einen Zeckenstich des gemeinen Holzbocks (Ixodes ricinus). Die Vektoren können gleichzeitig Borrelia burgdorferi oder Babesia microti beherbergen und übertragen. Von den bisher bekannten neun Ehrlichien-Arten sind zwei für den Menschen virulent und verursachen das Krankheitsbild der humanen granulozytären Ehrlichiose (HGE):
1. Ehrlichia sennetsu: Sennetsufieber in Japan,
2. Ehrlichia chaffeensis canis: Nordamerika (Georgia, Missouri, Oklahoma).
Die Dauer der Inkubation ist wahrscheinlich 1-3 Wochen. Bei diesem Krankheitsbild dringen die Erreger in die Leukozyten (neutrophile und eosinophile Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten) und vermehren sich dort in den Phagosomen. Dazu entwickelt sich eine mehr oder weniger starke Thrombozytopenie. Außerdem hat die Infektion eine ausgeprägte immunsupprimierende Wirkung, was zum vermehrten Auftreten von anderen infektionsbedingten Krankheiten (vor allem des Atmungsapparates) führen kann, deren Symptomatik das klinische Bild beherrschen kann.
Symptomatik: Das Sennetsu-Fieber in Japan beginnt meist sehr plötzlich mit Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, Halsschmerzen und Schlaflosigkeit. Häufig besteht eine generalisierte, leicht schmerzhafte Lymphadenopathie, insbesondere sind die retroaurikulären und posterioren zervikalen Lymphknoten betroffen. Die Krankheit verläuft gutartig.
Die in den USA beschriebenen Krankheitsbilder umfassen ein Spektrum von milden Verläufen bis hin zu schwersten, selten auch letal endenden Erkrankungsformen. Das Krankheitsbild ähnelt sehr dem Rocky Mountain Spotted Fever. Die Patienten beklagen Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Husten, Übelkeit und Appetitlosigkeit. Im Gegensatz zum RMSF wird nur selten ein Exanthem beobachtet. Meist findet sich eine deutliche Leuko- und Thrombopenie. Selten kommt es unter dem klinischen Bild eines Nierenversagens, einer Enzephalopathie oder eines ARDS zum exitus letalis.
Ehrlichiosen kommen u.a. auch im Tierreich bei Ziegen, Schafen, Pferden und Hunden vor. Bei Kälber verläuft die Infektion milder mit nachfolgender Immunität. Die Erstinfektion älterer Rinder kann deutliche Krankheitserscheinungen hervorrufen (Weidefieber, "tick-borne fever", durch Ehrlichia phagozytophilia). Nach dem Überstehen der klinischen Phase können infizierte Rinder den Erreger über Jahre beherbergen.