Allgemeines
Protein C ist ein zweikettiges Glykoprotein mit einem Molekulargewicht von 62000, das als inaktive Vorstufe im Plasma zirkuliert, dessen Bildung Vitamin-K-abhängig ist. Die Aktivierung erfolgt durch Spaltung der schweren Kette des Protein C durch Thrombin, wobei die Reaktionsgeschwindigkeit nach Bindung des Thrombins an einen endothelständigen Rezeptor, das Thrombomodulin, um das 20000-30000fache erhöht wird.
In aktiver Form wirkt Protein C antikoagulatorisch und profibrinolytisch, indem es die Gerinnungskaskade durch proteolytische Spaltung der Faktoren Va und VIIIa sowie den Plasminogenaktivator-Inhibitor hemmt. Aktives Protein C ist in der Zirkulation nachweisbar und benötigt zu seiner vollen Wirkung einen Cofaktor, das Protein S. Beim Fehlen von Protein C wird die Gerinnung übermäßig aktiv, es werden embolischen Ereignisse begünstigt.
Erworbener Protein-C-Mangel: Beim erworbenen Protein-C-Mangel ist entweder die Produktion von Protein C gestört (z.B. Lebererkrankung) oder der Verbrauch an Protein C steigt extrem an (z.B. durch bakterielle Sepsis). Die Werte an zirkulierendem Protein C bewegen sich auf ähnlich niedrigem Niveau wie die Werte von Patienten mit angeborenem Protein-C-Mangel.
Angeborener Protein-C-Mangel: Der hereditäre Protein C-Mangel ist eine autosomal vererbte Erkrankung. Eine Mutation im PROC-Gen kann zu zwei Formen führen, die jedoch keine unterschiedliche klinische Symptomatik aufweisen:
¿ Typ I: Protein C-Aktivität erniedrigt, Protein C-Antigen erniedrigt
¿ Typ II: Protein C-Aktivität erniedrigt, Protein C-Antigen normal.
Homozygote Mutationsträger werden extrem selten gefunden bei Neugeborenen mit thromboembolischen Erkrankungen in den ersten Lebenstagen.
Beim heterozygoten Protein C-Mangel sind venöse Thromboembolien häufig, wobei 80% dieser bereits vor dem 40. Lebensjahr auftreten. Bevorzugt zeigt sich die Erstmanifestation während oder nach einer Schwangerschaft. Bei Protein C-Mangel können unter oraler Antikoagulation die gefürchteten Cumarinnekrosen auftreten.
Während der Schwangerschaft können beide Defekte Fehlgeburten beziehungsweise Thrombosen des Fötus im Mutterleib nach sich ziehen.
Vor der Diagnose eines hereditären Protein C-Mangels müssen erworbene Veränderungen, z.B. Leberinsuffizienz, Vitamin-K-Mangel, Behandlung mit Cumarinderivaten, Verbrauchsreaktionen oder L-Asparaginasetherapie als Ursache des erniedrigten Protein C-Spiegels ausgeschlossen sein. In der akuten Phase nach einer frischen Thrombose kann Protein C durch einen Verbrauch ebenfalls vermindert sein.
Hinweis: Um ein umfassendes Bild der Ursache eines Protein C-Mangels zu erhalten, wird empfohlen, zusätzlich zur chromogenen Aktivitätsbestimmung routinemäßig immer das Antigen und auch die koagulometrische Aktivität zu bestimmen, da es Mangel-Varianten gibt, die nur in einem der beiden Testsysteme auffällig resultieren. Bei der Bestimmung der Protein C Aktivität koagulometrisch werden die wesentlichen Funktionen des aktivierten Protein C wie Proteolyse von Faktor V und Faktor VIII und auch die Wechselwirkung mit Protein S erfasst.