Allgemeines
Die Immunfixationselektrophorese ist ein qualitatives Verfahren zur Erkennung und Klassifizierung monoklonaler oder oligoklonaler Immunglobuline sowie freier monoklonaler Leichtketten. Diese sind charakterisiert durch eine übermässige Produktion von monoklonalem Immunglobulin als Folge klonaler B-Zell-, bez. Plasmazell-Proliferationen, das in derartigem Überschuss gebildet wird, dass es im Serum oder Urin als sogenanntes M-Protein (auch M-Komponente oder früher Paraprotein genannt) nachweisbar ist. M-Proteine treten bei einer Mehrheit der monoklonalen Gammopathien als intaktes Immunglobulin, bestehend aus zwei Schwerketten der gleichen Immunglobulin-Klasse (g bei IgG; a bei IgA; m bei IgM; d bei IgD; oder e bei IgE) und zwei Leichtketten des gleichen Typs (Kappa oder Lambda), auf. Diese Fragmente können in abnormen Verhältnissen gebildet werden, was zum Nachweis eines monoklonalen intakten Immunglobulins in Kombination mit monoklonalen freien Leichtketten (Bence-Jones-Protein) führen kann.
Bei etwa 3-5% der Fälle wird nur ein Überschuss an monoklonalen freien Leichtketten gebildet (Leichtkettengammopathie). Freie Leichtketten weisen ein Molekulargewicht von ca. 22,5 kD auf, werden glomerulär filtiert und tubulär rückresorbiert, was zur Nierenschädigung durch Ablagerung (Amyloid) führen kann. Der Nachweis im Urin gelingt erst dann, wenn die tubuläre Rückresorptionskapazität überschritten ist.
Eine reine Schwerkettengammopathie, das heisst nur der Nachweis von monoklonalen g-, a- oder m-Schwerketten ohne einen dazugehörenden Leichtkettenanteil, ist eine Seltenheit (<1% aller Fälle) und zeigt bei der alpha-Ketten-Bildung insbesondere Symptome intestinaler Malabsorbtion. Ebenfalls relativ selten (1-3%) werden biklonale Gammopathien beobachtet, welche durch das Auftreten von zwei unterschiedlichen M-Proteinen definiert sind. In bestimmten Fällen können multiple monoklonale Komponenten im Serum oder anderen Körperflüssigkeiten nachgewiesen werden. Diese sogenannten oligoklonalen Gammopathien sind charakterisiert durch eine eingeschränkte Heterogenität der synthetisierten Immunglobuline und unterscheiden sich von der normalen polyklonalen Synthese der physiologischen Immunglobuline.
Die klinischen Bilder, die mit dem Auftreten eines M-Proteins einhergehen, haben ein weites Spektrum, das von einem gänzlich asymptomatischen, oft jahrelang stabilen Status (monoclonal gammopathy of undetermined significance oder MGUS) bis zu einer aggressiven klonalen Plasmazell-Neoplasie (Multiples Myelom) reicht. Obwohl oligoklonale Gammopathien auch mit lymphoproliferativen Syndromen assoziiert sein können, resultiert die Mehrheit der Fälle aus einer Dysfunktion der B-Zellen oder einem Defekt in der T-Zell-vermittelten B-Zell-Regulation. Demzufolge können oligoklonale Gammopathien bei Patienten mit Immundefizienz (kongenital, therapeutisch, viral), Autoimmunerkrankungen oder bestimmten Malignomen nachgewiesen werden.