Allgemeines
Das Prostatakarzinom (PCa) ist der bei Männern am häufigsten diagnostizierte maligne Tumor und eine der häufigsten Todesursachen. Durch die Vorsorgeuntersuchung mittels digitaler rektaler Untersuchung (DRU) und durch die PSA-Bestimmung versucht man, die Karzinome früher zu entdecken und so die Heilungsrate zu verbessern. Die DRU ist nur eingeschränkt effektiv (positiver Vorhersagewert < 20%) und auch die verbesserte Diagnostik durch PSA (positiver Vorhersagewert < 30%) hat zu einem Dilemma in der Beurteilung der Ergebnisse geführt. Während eindeutig erhöhte Werte >10 ng/ml eine klare Indikation zur weiteren Diagnostik einschließlich einer Biopsie darstellen, ist bei nur grenzwertig erhöhtem PSA-Werten (3-10 ng/ml) das Vorgehen oft problematisch:
. einerseits kann nur bei einem geringen Anteil dieser Patienten in der Biopsie ein Karzinom gefunden werden (ca. 25%);
. andererseits haben 10-25% der Männer mit grenzwertig erhöhten PSA-Werten trotz negativem Biopsiebefund ein Prostatakarzinom.
Dies führt zu Verunsicherungen und zu erneuten Biopsien, da die Biopsie noch immer als der Goldstandard zum Nachweis eines Prostatakarzinoms gilt. Genauere Labortests mit besserer Spezifität sind erforderlich, die als Entscheidungshilfe zur Prostatabiopsie herangezogen werden können.
Prostata Cancer Gene 3 (PCA3) ist ein Prostata-spezifisches Gen, das in Prostatakarzinomzellen hochgradig überexprimiert wird. Prostatakarzinomzellen synthetisieren dabei 60-100-fach mehr PCA3-mRNA als normales Prostatagewebe. Der Test quantifiziert die mRNA-Expression des PCA3-Gens und des PSA-Gens aus Prostatazellen. Die PSA-mRNA gilt als Maß für die Menge an Prostatazellen aus der Patientenprobe. Das Ergebnis der Untersuchung besteht aus einem PCA3-Score, d.h. einem Faktor um den das PCA3-Gen mehr vorhanden ist als das PSA-Gen.
Der PCA3-Test ersetzt den PSA-Test nicht. Gerade bei Patienten mit gering erhöhtem PSA (3 - 10 ng/ml) und negativer erster oder zweiter Biopsie ist die Entscheidung für eine weitere Biopsie oft schwierig. Bei rund einem Viertel dieser Patienten findet sich eine positive Wiederholungsbiopsie. In einer prospektiven multi-center-Studie an 199 Männern mit erhöhten PSA-Werten und einer oder zwei negativen Biopsien konnten mit Hilfe des PCA3-Testes die Patienten mit hoher Wahrscheinlichkeit (>40%) für ein positives Ergebnis in einer weiteren Biopsie von denen mit einem geringen Risiko (16%) abgegrenzt werden. Mit dem definierten optimalen Grenzwert (CutOff) des PCA3-Scores von 35 betrug damit die Sensitivität des PCA3-Tests 57% bei einer Spezifität von 73%. Der negative Vorhersagewert ist hier mit 84% dem freien PSA mit 73% deutlich überlegen. Höhere PCA3-Scores korrelierten damit signifikant mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einer positiven Prostatabiopsie.
PCA3 wird, anders als das PSA, nur von PCa-Zellen produziert und nicht von der Prostatagröße beeinflusst. Es unterscheidet besser als PSA zwischen PCa und gutartigen/nicht-kanzerogenen Prostataerkrankungen, wie z. B. der gutartigen Prostatahyperplasie (BPH) oder Prostatitis. Je höher der PCA3-Score ist, um so höher ist die Wahrscheinlichkeit für eine positive Biopsie.
Die Ergebnisse aktueller Studien belegen, dass der gemessene PCA-3-Score sowohl mit dem Tumorvolumen des gefundenen Prostatakarzinoms als auch mit dessen Entdifferenzierungsgrad ansteigt, so dass neben der Diagnostik auch eine Einschätzung für den Schweregrad des Tumors und damit seiner Prognose und notwendigen Nachsorge getroffen werden kann.
Präanalyse
Spezialabnahmegefäß, bitte im Labor anfordern !
Anleitung zur Sammlung und Verarbeitung von Urinproben:
1) Der Patient sollte, wenn möglich, ca. 500 ml Wasser trinken, um ausreichend Urin für die Probenahme sicherzustellen.
2) Führen Sie unmittelbar vor der Urinsammlung eine digitale Rektaluntersuchung, wie nachstehend beschrieben, durch: üben Sie einen ausreichenden Druck auf die Prostata aus, um die Oberfläche ca. 1 cm von der Basis zum Apex und von der Seiten- bis zur Mittellinie, und zwar für jeden Lappen, einzudrücken. Führen Sie genau drei Druckanwendungen für jeden Lappen aus. Dies soll keine Prostatamassage sein.
3) Nach der digitalen Rektaluntersuchung muss der Patient Urin aus dem ersten Harnstrahl (ca. 20 bis 30 ml des ersten Harnstrahls) auffangen (kein Mittelstrahlurin). Unbedingt die erste Probe aus dem ersten Harnabgang nach der digitalen Rektaluntersuchung sammeln. Verwenden Sie einen entsprechend etikettierten Urinsammelbecher ohne Konservierungsstoffe. Wenn ein Patient den Harnfluss nicht stoppen kann und mehr als die angeforderten 20 bis 30 ml Urin bereitstellt, behalten Sie die gesamte Menge. Mindestens 2,5 ml Urin sind zur Durchführung des PCA3-Assays erforderlich.
4) Die Urinproben müssen bei 2 °C bis 8 °C oder auf Eis gelagert werden, bitte Urinproben nicht einfrieren. Die gekühlte Urinprobe muss innerhalb von vier Stunden nach der Sammlung in das Urinproben-Transportröhrchen transferiert werden. Danach ist der Analyt bis zu einer Woche stabil.
5) Zur Verarbeitung von Urinproben Urinsammelbecher fest verschließen und 5x umdrehen, um die Zellen zu resuspendieren. Entfernen Sie den Deckel des Urinsammelbechers und transferieren Sie mit der bereitgestellten Einweg-Transferpipette 2,5 ml des gesammelten Urins in das Urin-Transportröhrchen. Das richtige Urinvolumen wurde hinzugefügt, wenn das Flüssigkeitsniveau zwischen den schwarzen Fülllinien auf dem Etikett des Urin-Transportröhrchens liegt.
6) Verschließen Sie das Urin-Transportröhrchen wieder fest und drehen Sie die Urinprobe zum Vermischen 5x um. Das wird jetzt als verarbeitete Urinprobe bezeichnet. Diese Probe sollte innerhalb von 5 Tagen im Labor eingehen (ggf. gekühlt aufbewahren).
Bewertung
Ein hoher PCA3-Score (>35) deutet auf eine höhere Wahrscheinlichkeit hin, dass eine Prostatabiopsie positiv ausfällt, d. h. Krebszellen in der Prostata vorhanden sind. Ein niedriger PCA3-Score deutet auf eine geringere Wahrscheinlichkeit (ca. 16%) einer positiven Biopsie hin.
Schlüsselworte
Prostata Cancer Gen 3, Prostata
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