Allgemeines
Bei M. Wilson handelt es sich um eine autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung. Das auslösende Gen ATP7B (Wilson-Gen) ist auf dem langen Arm des Chromosom 13 (13q14.3) lokalisiert. Die Genhäufigkeit in der Bevölkerung liegt bei 1:100 bis 1:180, die Erkrankungshäufigkeit jedoch bei 1:50 000 bis 1:300 000. Das ATP7B-Gen kodiert eine Kupfer bindende, Kationen transportierende ATPase. Durch den genetisch codierten ATPase-Mangel kommt es in Folge zu einer verminderten Kupferausscheidung über die Galle und eine vermehrte Ansammlung von Kupfer in der Leber, dem Auge, dem Zentralnervensystem und anderen Organen.
Es sind über 250 verschiedene Mutationen des 21 Exons umfassenden Wilson-Gens bekannt, was den unterschiedlichen Verlauf des Morbus Wilson erklärt und die genetische Diagnose erschwert. Die meisten Patienten, die an der Krankheit leiden, weisen auf ihren beiden Chromosomen jeweils zwei unterschiedliche Mutationen des Gens auf. Die in Europa weitaus häufigste Mutation ist ATP7B H1069Q, bei der ein Histidin (H) and der Stelle 1069 durch ein Glutamin (Q) ersetzt ist. Bei ca. 35-45% der europäischen M. Wilson Patienten wird die Mutation p.H1069Q im ATP7B-Gen nachgewiesen.
Klinische Symptome: Es werden zwei verschiedene Verlaufsformen unterschieden:
- juveniler Typ (Wilson Typ), Beginn zwischen dem 5. und 20. Lebensjahr, rasch fortschreitend, führt in der Regel unbehandelt innerhalb von 5-7 Jahren zum Tod;
- adulter Typ (Westphal-Strümpell-Pseudosklerose), Beginn zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, langsamer fortschreitend Bei etwa 60 % beginnt die Erkrankung mit Störungen der Leberfunktion. Es kommt initial oft zu einer Hepatomegalie mit Anstieg der Leberwerte, ev. mit Ikterus, akuten oder chronischen Leberentzündung und schließlich zu einem zirrhotischen Umbau. Bei ca. 30% dieser Patienten kommt es initial zu einem akuten Leberversagen. Bei etwa 40 % der Patienten beginnt die Erkrankung mit neurologischen Symptomen. Der Beginn der neurologischen Manifestation liegt im Mittel um das 20. Lebensjahr, damit etwa acht Jahre später als der Beginn der hepatischen Symptome. Am häufigsten kommt es zu einem grobschlägigen Tremor, Dysarthrie, Dysphonie, im fortgeschrittenen Stadium Dysphagie. Ebenso kann eine Bewegungsverminderung auftreten, die sich im Gesicht (Hypomimie), aber auch an Armen und Beinen bemerkbar macht, so dass im Laufe der Zeit anhaltende Fehlstellungen der Muskulatur mit schmerzhaften Verkürzungen entstehen können. Das Gangbild wird zunehmend unsicher.
Ein besonderes klinisches Kennzeichen der Wilson-Krankheit ist der Kayser-Fleischer-Kornealring, den etwa 90 % der Patienten mit neurologischen Symptomen aufweisen. Es handelt sich dabei um ringförmige grüngelblichbraune Kupferablagerungen im Auge an der Grenze von Cornea zu den Skleren.
Labordiagnose: Bei Verdacht auf M. Wilson sind folgende Untersuchungen sinnvoll: als screening die Kupfer-Ausscheidung im 24h-Urin, dazu Coeruloplasmin im Serum; als Diagnosebestätigung eine humangenetische Untersuchung der Genmutation H1069Q im ATP7G-Gen im EDTA-Blut.
Indikation
Erhöhte Kupferausscheidung, vermindertes Coeruloplasmin mit Kupferablagerungen im Gewebe: Hepato-, Splenomegalie, Neuropathien, Kayser-Fleischer-Cornea-Ring.
Durchführung
Detektion der H1069Q-Mutation und Sequenzierung aller Exons
Schlüsselworte
Mutation H1069Q, movement disorders, hepato-, splenomegaly, rigid dystonia, Kayser-Fleischer ring
Verwendung in